Die Trancecore-Elemente aus der Vergangenheit haben auf „Nothing Is True & Everything Is Possible“ deutlich abgenommen. Dafür sind elektronische Elemente, die auf Dance, Pop und Co hindeuten. Außerdem gibt es eine Prise Klassik dazu. Grundbasis Rock ist weiterhin vorhanden, wenngleich auch nicht mehr der altbekannte Härtegrad, sondern vorwiegend mit Clean-Gesang und Radiotauglichkeit. Muss aber grundsätzlich nichts Schlechtes bedeuten.

Statt der inneren Kämpfe des Sängers Reynolds gibt es auf diesem Werk Stücke über den (Neo-)Liberalismus, Auswüchse davon und einigen anderen Themen. Mit Ängsten beschäftigt man sich in dieser unbeständigen Welt auch. Man muss vielleicht anmerken, dass die Platte 2020 erschien. Corona-Hochkonjunktur, Ängste, Unsicherheiten und vieles mehr. Alle wussten es besser, die allermeisten aber nichts. Den Mund aufgemacht hat man trotzdem und zu den Ängsten, Sorgen und Co beigetragen.
Musikalisch möchten Enter Shikari dies vielleicht auch hinbekommen. Nichts ist wahr, aber alles ist möglich. Die Schubladen von früher passen nicht mehr, dafür sind neue Einflüsse auf diesem Werk zu hören. Alles ist glücklicherweise dann doch nicht eingeflossen. Eine Schlagerversion der Gruppe stelle ich mir schwierig vor und muss auch nicht sein.
Kritik am Klimawandel gibt es ebenso wie solche an (a)sozialen Medien, dennoch gibt es Reynolds’ Ängste in Verbund mit solchen Unsicherheiten. Diese kommen oft damit einher. Einst waren sie normale Sorgen, dann wurden sie größer und irgendwann eine festgewachsene Angst.
Die poppigere Variante mancher Songs steht der Band gut. Macht dieses Album zugänglicher vermutlich. Vielleicht auch für solche, die sich mit derartigen Themen nicht oder nicht genug beschäftigen. Oder zu sehr. Und sich dann damit alleine fühlen. Kann man sich einige Male anhören, ohne dass es langweilig wird. Wie bei allen Platten: irgendwann reicht es dann aber doch. Gutes Album nach „The Spark“.
Artist: Enter Shikari
Album: Nothing Is True & Everything Is Possible
Label: SO Recordings, Ambush Reality
VÖ: 17. April 2020