Mit dem Bandnamen Liebe Frau Gesangsverein führt die Gruppe um Ricarda Giefer die Rollenvorstellung und den bekannten Ausspruch ad absurdum. An anderer Stelle wurde die Musik häufig als Punkrock beschrieben, dabei liegt – und das erkennt die Presse-Info richtig – der Fokus von Nackt eher auf den zweiten Teil des Wortes, nämlich Rock.

Textlich schon angenehmer als die radiotauglichen Stücke, die es genau darauf anlegen dort zu landen und dabei aber bei ihrem Sound Einbüßungen hinnehmen. Manchen durfte das nicht bewusst sein, vielen erscheint ihr eigene Musik immer noch der, der er früher war. Was einerseits – so aus künstlerischer Sicht – hoffentlich nicht stimmt, da das Stillstand bedeuten würde, andererseits würde sich das mit der Floskel, man habe sich doch verändert, beißen.
Liebe Frau Gesangsverein machen das aber äußerst geschickt. Die Stücke haben für Radiotauglichkeit immer noch eine gehörige Portion Biss, machen also genau das richtig, was bei vielen falsch läuft. Einige Stücke davon könnte ich mir aber auch tatsächlich im Radio vorstellen (Es tut mir leid, Hier sein ist so schwer und Nächtliche Gespenster).
Das dient nur zum Hervorheben und bedeutet keineswegs, dass die anderen Tracks schlecht sind. Die genannten sind eben die, bei denen ich persönlich eine größere Chance sehe. Textlich dreht alles um Fremdheit, Albträume, Abschied, Trennungen und der Widersprüchlichkeit der Gefühle. Kurt Ebelhäuser ist im Übrigen für den Sound verantwortlich, der das Album mit der Band im fast schon legendären tonstudio45 in Koblenz produzierte.
Ricarda Giefer (Gesang), Sven Mees (Drums), Christoph Korb (Bass) und Ralph Brachtendorf (Gitarre) machen hier vieles richtig. Schönes, interessantes Album einer Band, die man ruhig im Augen behalten kann, bevorzugt man gute Text in deutscher Sprache und feine punkROCKige Musik mit Indie-Anleihen.