Mit dem Rapper Ahzumjot hatte ich kürzlich die Möglichkeit ein Interview zu führen. Das neue Album “Nix mehr egal” sowie die Entwicklung von “Monty” zum aktuellen Punkt waren unter anderem Thema im Interview. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo. Ich hoffe es geht dir gut. Wo bist du aktuell und was machst du?
Gerade hänge ich leicht erkältet daheim rum und bin einfach extrem aufgeregt, weil das Album ja schon nächste Woche erscheint.
Dein erstes Album “Monty” ist schon eine Weile her. Worin siehst du den Unterschied zwischen dem Release und “Nix mehr egal”?
Es gibt da zwei große Unterschiede: Einerseits natürlich die Produktion. Mit Nikolai Potthoff haben wir da nicht nur einen Profi ins Boot geholt, sondern auch einen weiteren total eigenen Charakter, der seine Note hat mit einfließen lassen in dieses Album. Das Album ist meiner Meinung nach schon sehr groß und episch vom Sound her geworden und sehr viel melodischer ohne die Verspieltheit zu verlieren, die ja sowieso dadurch gegeben ist, dass Levon Supreme und ich ebenfalls an der Musik mitgeschrieben haben. Und Nikolai hat sich auf alles eingelassen. Das waren schon großartige eineinhalb Jahre. Und dann ist es thematisch zwar genauso kritisch und zweifelnd, aber wesentlich zielsicherer und pointierter. Das liegt wohl daran, dass ich im Gegensatz zu „Monty“ jetzt etwas mehr im Reinen mit mir selber bin als noch vor 3 Jahren.
Vom ersten hören her würde ich indirekte, unterschwellige, Aufforderungen heraushören sich mehr mit dem Tagesgeschehen zu beschäftigen. Liege ich mit der Einschätzung ungefähr richtig?
Ja, teilweise schon. Ich bin jetzt auch nicht der Typ, der sich den ganzen Tag im Internet und Zeitungen über alle aktuellen Dinge informiert, diverse Quellen vergleicht, um dann am Stammtisch mitdiskutieren zu können. Es sollte auch weniger Zeigefinger-mäßig rüberkommen und vor allem will ich nicht urteilen. Viel mehr geht es darum sich mit sich selbst zu beschäftigen und herauszufinden, was man selbst will. Wohin man will. Warum man es will. Ich habe das Gefühl, dass wir alle immer mehr abstumpfen in dieser schnelllebigen Welt, die lediglich von Konsum, Coolness und dem schnellen Spaß gesteuert wird, sodass man das wesentliche aus den Augen verliert. Das wesentliche ist doch im Endeffekt „Glücklich sein“. Das definiert jeder für sich, was gut ist. Aber niemand kann mir erzählen, dass sein einziges Glück auf den fünf Partys, den zwei Liebeleien und den vierundzwanzig Litern Alkohol zu finden ist, die sie über die Woche so konsumieren. Und wenn doch… dann ist das cool für die (lacht).
Mit “Der coolste Motherfxcker” gibt es einen ersten Einblick ins Album. Wenn man mit “Es ist gut wie es ist” vergleicht, merkt man einen Unterschied wie Tag und Nacht von der Thematik her. Wie kam es zur Auswahl der beiden Stücke und wie verliefen die Drehs?
„Der Coolste Motherfxcker“ ist sehr satirisch gemeint und nimmt das auf die Schippe, was ich vorhin angesprochen habe. „Es Ist Gut Wie Es Ist“ ist schon etwas transparenter und handelt einfach davon, dass ich meinen Weg gehe, selbst wenn mir davon seit immer abgeraten wird, und dass die Stolpersteine auf dem Weg einen nur stärker machen. Im Kern sind sie gar nicht so unterschiedlich und beherbergen eine ähnliche Aussage. Das eine ist eine Beobachtung und das andere eine Konsequenz. „Der Coolste Motherfxcker“ ist aber definitiv auch ein Song, der einfach nur Spaß machen darf. Genau deswegen haben wir den als erstes rausgebracht. Weil es einerseits unerwartet kommt von einem Künstler wie mir und ich ja generell gerne mit Erwartungen breche. Wir sind dafür nach Teneriffa geflogen mit den Jungs von OH MY.
Wie kam es zum Dreh von “Der coolste Motherfucker”?
„Der Coolste Motherfxcker“ war eigentlich nur ein spontanes Produkt einer Nacht in eben dieser Karaoke Bar. Es war mit Abstand einer der absurdesten Dinge, die ich je getan habe. Wir fanden diesen Ort irgendwie bizarr und ich hatte diesen Song auf dem USB-Stick dabei. Ich habe den Host dort angesprochen und gefragt, ob ich den Song performen dürfte und dabei entstand das Video. Wir wollten es extra nicht todchic drehen. Es sollte – wie gesagt – mit den Erwartungen brechen. Jeder hat doch nach dem Major-Signing erwartet, dass da eben ein Highend-Video kommt, das wir in Paris oder so gedreht haben. Klar, „Es Ist Gut Wie Es Ist“ ist natürlich todchic, aber eben auch besonders. Mit vielem hätte man auf Nummer sicher gehen können, aber das ist nicht mein Stil. Damit würde ich meine eigenen Ideale verraten.
Nach “Monty” ging es ja live mächtig rund. Wie kam es zu alldem. Kam es durch Vitamin B zustande, das schon vorher Bestand hatte oder kam man auf dich zu?
Man kam auf mich zu. Ich kannte Casper zwar schon vor der Tour, aber der war damals recht begeistert von einer Support-Show für die Gym Class Heroes, dass er mich gefragt hat, ob ich mitkommen würde. Da habe ich natürlich nicht zweimal überlegt. Das war ‘ne riesige Chance. Für den Rest wurde ich gebucht und bei der Crockstahzumjot-Tour war das ja von Anfang an ein gemeinsames Konzept. Klar, wurde Cro dann nach seinem Erfolg zum Zugpferd, aber das habe ich mir Live alles erspielen müssen. Egal, ob vor 10 Menschen oder 10.000. Ich habe das immer sehr ernst genommen und wusste:“Wenn ich die 10 da vorne überzeuge, dann haben die das nächste mal wieder bock!“. Außerdem kann ja ein Fan nichts dafür, wenn da nicht viel los ist. Jede Show ist wichtig. Jede Show liegt mir und meinen Jungs am Herzen. Wir hängen uns da einfach voll rein und haben uns deswegen zurecht einen kleinen Namen gemacht auf der Bühne. Und es macht uns einfach unfassbar viel Spaß.
Gab es kreative Tiefpunkte, wo du nicht mehr weiter wusstest? Wie behilfst du dir in solchen Situation?
Selten. Ich bin eigentlich immer am Schreiben und Beats machen. So ein Tief hält nie länger als eine Woche. Ich kann gar nicht still sitzen. Ich habe ja tatsächlich neben dem Album einfach aus Spaß ein Mixtape gemacht, das ich vielleicht sogar irgendwann mal rausbringen werde. Und wenn nicht, dann haben meine Jungs und ich auf Tour einen spaßigen Soundtrack (lacht).
Erhoffst du dir händeringend Erfolg oder ist es dir egal? Wie gehst du an die Erwartungen ran, welche hast du an dich, an dem Album?
Klar, erhoffe ich mir Erfolg. Aber nur, damit ich mir finanziell weniger Sorgen machen muss. Solange ich Essen auf dem Tisch, ein Dach über dem Kopf und ein bisschen was für Freizeit habe, bin ich glücklich. Ich hatte auch mal viel viel weniger und habe meinen Anspruch auf Luxus tatsächlich komplett runtergeschraubt, selbst wenn man das auf den ersten Blick nicht glauben mag. Ich will einfach nur mein Leben lang Musik machen und nicht ständig jobben müssen. Solange es genug Leute gibt, die Lust haben das zu unterstützen, ist alles super. Ich muss kein Star werden. Aber die Leute haben ja schon dafür gesorgt, dass ich soweit kommen konnte… ich hoffe, man hat noch Lust ein paar weitere Schritte mit mir zu gehen.
Bald geht es wieder auf Tour. Hast du schon aktuelle Songs live gespielt und wie war die Reaktion gegenüber “Monty”-Tracks.
Ja, ein paar schon seit letztem Jahr und die Singles kamen dann jetzt erst dazu. Die Reaktion war spitze. Als ich letztens „Es Ist Gut Wie Es Ist“ in Hamburg beim Spektrum Festival gespielt habe und alle Leute angefangen haben den Refrain mitzusingen… da hatte ich schon eine tierische Gänsehaut. Das hat mich überrascht. Klar, feiern die immer noch die „Monty“-Songs und ich spiele auch viele davon immer noch sehr gerne, aber die neuen haben schon ein wenig mehr Tempo. Ich habe so extrem bock auf die Tour im November. Da können wir dann endlich mal aus den besten Songs von zwei Alben aussuchen und es gibt sehr viel auf „Nix Mehr Egal“, was ich live spielen will. Sehr viel!
Vielen Dank für das Interview. Irgendwelche Worte an die Fans?
Ich liebe euch und ich liebe Giraffen.