Das Buch 32 Gründe, warum Europa eine verdammt gute Idee ist von Ariel Hauptmeier ist am 15. April 2019 erschienen. Als Herausgeber wird David Schraven und als Verlag Correctiv angegeben. Correctiv und ihre Tätigkeit ist etwas, was ich sehr schätze und außerdem warum ich sehr gespannt war, was es für Gründe gibt, die EU zu mögen. Ich habe meine eigenen, die ich als ausreichend erachte, um nicht konservativ und / oder (rechts-)populistisch zu wählen.
Ich steige mal mittendrin ein, mit Grund Nummer 17: … weil sie ein lernendes System ist. Das, was mir dort aufstößt, beziehungsweise ist irritiert, weil ich es offensichtlich finde, ist Folgendes. Die Herren Verheugen und Stoiber haben Millionen eingespart. Der Einzug der Kirchensteuer kostet jedem EU-Land Geld, weil es zum Beispiel in Deutschland der Staat übernimmt. Entlohnt werden die Finanzämter ziemlich ungerecht. Dabei ist die Kirchensteuer nicht mal eine gute Sache. Es steht zwar überall katholisches oder evangelisches Krankenhaus, Kindergarten, Kita etc.. Doch, die Geld, die dort hingehen, sind im Hinblick auf das, was tatsächlich eingezogen wird, gering. Ähnlich ist das Problem bei renovierungsbedürftigen Gebäuden, die der Kirche gehören. Selten fördert die Kirche das. Schon gar nicht vollständig. Da muss das Land einspringen. Obwohl sehr viele Millionen an Kirchensteuer eingenommen werden. Der Bürger zahlt also doppelt, dreifach (Kirchensteuer, Spendenaufrufe, Unterstützung seitens des Bundes oder Landes via anderer Steuereinnahmen). Der jeweilige Staat ebenfalls. Kosten für die Behörde für den Einzug der Steuer, dann Unterstützung für die Renovierung, aber überall steht evangelisch / katholisch dran. Eine billige Werbung. Und das obwohl viele Staaten sich Säkularismus auf die Fahne schreiben oder im Grundgesetz sogar eine Trennung zwischen Staat und Kirche verschriftlicht haben. Hm, wo denn genau ist diese Trennung, wenn sich der Staat vor den Karren spannend lässt? Ja, hier geht es um die EU. Warum aber macht sie keine einheitliche Regelung für alle Staaten verpflichtend? (Wer mehr über Kirchen-Problematik lesen möchte, ist hier richtig.)
Dennoch sind alle Gründe, auch Nummer 17 (Den fand ich nicht schlecht, halt nur etwas unvollständig / inkonsequent, da Kirchensteuer für mich einfach so offensichtlich. Also, dass der Einzug der KSt einfach Kirchensache und nicht Länder- oder Bundesangelegenheit.), gut und nachvollziehbar. Häufig auch durch transkribierte Gespräche ergänzt, wo der Leser einen Eindruck in die EU bekommen kann. Der sich wahrscheinlich deutlich von dem unterscheidet, was man meint, was dort getan wird. Für mich hinterlässt es einen positiven Eindruck und bekräftigt mich in Sachen Wahlen, Engagement (selbstredend auch im kleinen Rahmen; immerhin kann der kleine Vorschlaf für die eigene Stadt eine Wirkung entfalten und andere Städte mitziehen) etc.
Ein wahnsinnig tolles, höchst interessantes Buch, dass es schafft mir komplexe Sachverhalte in (relativ) einfachen Worten wiederzugeben. Fand und finde ich gut und spannend.
(Rezension erschien erstmals 2019 an anderer Stelle; jetzt hier wieder online zu lesen.)