Mogli und Markus von der Band Desolat haben sich den 6 Fragen gewidmet. Wir haben über Einflüsse, Instrumente, Technik, Reaktionen, Emotionen und anderen Dingen gesprochen. Ihr Album “ückendorfication” erscheint Ende Juni bei Dackelton Records.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf euch als Musiker?
Mogli: Generell? Insgesamt finde ich es superschwer, ein Album auszuwählen. Ich glaube, man müsste die Zeit und den Effekt berechnen, um herauszufinden, welches Album einen am längsten begleitet hat. Meine musikalische Reise hat mit The War on Errorism von NoFX angefangen. Das war wegweisend.
Markus: Bei mir wäre es, glaube ich, wenn ich zurückdenken muss, Ride The Lightning von Metallica. Definitiv. Das erste Lied, das ich jemals auf einem Instrument gespielt habe war For Whom the Bell tolls und das hat mich bis heute einfach geprägt. In Bezug auf unser Album Ückendorfication auf jeden Fall V von Wavves.
Mogli: Zumindest haben wir diesen Sound zunächst angestrebt, aber letztendlich sind wir ganz woanders gelandet.
Welcher Song kam positiver beim Publikum an als du erwartet hast? Und wieso hattest du diese Erwartungen/Befürchtungen?
Mogli: Positiver? Da gibt es bestimmt ein Beispiel. Fällt dir was ein?
Markus: Ja, ich glaube am plakativsten war davonpushen. Weil wir das mit Autotune gemacht haben, weiß man nie, wie das ankommt. Wir haben den Song in Locations gespielt, wo er nicht so gut ankam, z.B. bei einem Slime-Konzert. Aber die krasseste Reaktion war definitiv bei der Leftovers Tour.
Gibt es ein Buch oder einen Film, der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches und wieso?
Mogli: Beim Song „Süße Aggression“ geht es um dieses „Cute Aggression“-Phänomen. Hier haben wir uns von Wild at Heart und Bones at All inspirieren lassen, in denen das Gefühl, das wir mit Cute Agression verbinden, gut zum Ausdruck gebracht worden ist.
Markus: „Das ist meine Schlangenlederjacke. Sie ist Ausdruck meiner Individualität und meines Glaubens an die persönliche Freiheit!“ Ansonsten auch daily trash, wie Guidos Deko Queen.
Wie entstehen eure Songs in der Regel? Ausgehend von einem Riff spielt ihr einfach los und ordnet dann?
Mogli: Ja, ausgehend von einem Riff trifft es auf jeden Fall. Das Riff wird dann meistens zu zweit ausgearbeitet, in der Regel in meiner Garage.
Markus: Wir arbeiten die Riffs aus Jams aus, präzisieren sie und bauen eine Struktur daraus. Wir wissen sehr schnell, was gut ist, und machen das dann. Die Lyrics entstehen oft erst spät, meist singen wir die Melodien zunächst in „Fantasy English“, bevor wir die tatsächlichen Texte schreiben. Das heißt ich improvisieren einfach irgendetwas, das wie Englisch klingt um eine Melodie zu finden, die cool kommt.
Mogli: Viele Texte haben wir erst kurz vor der Aufnahme im Studio fertiggestellt. Dass diese Punktlandung so gut funktioniert hat verwundert mich immer noch.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Mogli: Was für Emotionen? Die Emotionen, die man selbst beim Spielen und bei einem geilen Konzert hat: „Fuck, ist das geil!“ Ich kann nicht aufhören zu tanzen, zu headbangen, zu pogen.
Markus: Ich will, dass die Leute überhaupt etwas fühlen, sei es Wut, Freude oder Euphorie. Hauptsache, es wird Energie übertragen. Es geht darum, die Leute zu aktivieren.
Mogli: Es ist schön, auch introvertierte Momente zu haben, bei denen man die Augen schließen kann. Die Musik sollte nicht zwangsläufig eine bestimmte Emotion ansprechen, sondern die Musik ist die Musik, und jeder sieht darin, was er sieht.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Mogli: Ein Teil, das wir immer dabei hatten, war ein kleiner 15-Watt-Verstärker, der einen ganz eigenartigen Klang produziert, so ne pappige, dreckige Zerre. Wir haben ihn für Backings genutzt, besonders bei „Angry“.
Markus: Mein Papa hat mir den mal vom Trödelmarkt mitgebracht, als ich angefangen hatte Gitarre zu spielen. Das klingt jetzt wie ne Childhood-Memory, aber ich war bereits 26. Ansonsten spielen wir alles einen Halbton tiefer gestimmt, weil ich dazu besser singen kann. Bei den Vocals haben wir uns häufig an den Harmonies von Nevermind orientiert. Der Gitarrensound erinnert vielleicht an Wavves, da wir teilweise dieselbe Zerre (King of Tone) wie Nathan Williams benutzt haben, ab und an mit einem Guiaton Phaser aus den 80ern oder einem Carbon Copy Delay kombiniert.
Mogli: „King of Clone“. Oft war es auch einfach die rohe Zerre vom Hot Rod.
Markus: Hast recht. Ansonsten Fender, Fender, Squier, Fender. In der Regel mit P90 oder Single Coils.
Mogli: Den Bass wollten wir erst mit einem Pedal von Tech21 einspielen, welches Ampeg-Sounds simuliert. Das Ding ist aber in der ersten Session abgeraucht. Ich hab die anderen dann beim nächsten Termin mit nem älteren Ampeg Transistor-Topteil und 2×10 Cabinet überrascht, was ich spontan bei Kleinanzeigen gefunden hab. Musste dafür vier Stunden Auto fahren, aber hat sich gelohnt. Davor haben wir noch ein DIY-Fuzz-Pedal geklemmt, das ich bei dem gleichen Kleinanzeigen-Deal wie das Tech21 aufgegabelt hab. Glück im Unglück.
Tracklist:
01 verpass nicht den anschluss I
02 ückendorfication
03 du schaust mich an, ich schau hinein
04 nie genug
05 autos autos autos
06 angry
07 süße aggression
08 in a van
09 verpass nicht den anschluss II
10 davonpushen